Die Presse über «Es gibt Tage, da sind alle Menschen blau und sprechen Chinesisch»

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Berner Kulturagenda, 27. 8. 2015

«Sympathisch ist an Bänz Friedli vieles. Zum Beispiel sein Talent zur Selbstironie und sein treffender Blick auf die Mittelschicht-Schweiz. Dass er den Titel ‹Hausmann der Nation› wohl selber etwas absurd findet, ist ebenfalls ein Pluspunkt. Friedli sieht seinen Erfolg ziemlich klaräugig, wenn er in einer seiner Kolumnen fürs ‹Migros-Magazin› schreibt: ‹Kommt davon, wenn man mit dem WC-Putzen in der Zeitung rumblufft und ein öffentliches Berufstagebuch über eine Tätigkeit führt, die Hunderttausende anderer ohne Aufhebens verrichten.›
Nach zehn Jahren als ‹Birkenstock-Poet› ist Friedli auch als Kabarettist erfolgreich unterwegs. Unter dem Titel ‹Es gibt Tage, da sind alle Menschen blau und sprechen Chinesisch› erscheint jetzt bereits der vierte Sammelband seiner Hausmann-Kolumnen.» Lena Tichy

Berner Zeitung, Berner Oberländer, Thuner Tagblatt, 20. 8. 2015

«Er ist wahrscheinlich der meistgelesene Schreiber unseres Landes: Bänz Friedli publizierte fünf Jahre lang Kolumnen in ‹20 Minuten›; seit einem Jahrzehnt beliefert er damit das Wochenmagazin der Migros, seit fünf Jahren die BLS-Zeitschrift: Gratisblätter mit Riesenauflagen. Eine Auswahl von Friedlis Texten ist nun nachzulesen in zwei Büchern des Knapp-Verlags: ‹Und er fährt nie weg› erzählt vorwiegend von lästigen Mitpassagieren in öffentlichen Verkehrsmitteln, etwa den Dauerquasslern in Managerzürienglisch oder Jugodeutsch, aber auch von rührenden alten Ehepaaren. ‹Es gibt Tage, da sind alle Menschen blau und sprechen Chinesisch› versammelt die ‹Hausmann›-Kolumnen 2011–2015. Der Titel stamme von einer Zeichnung blauer Männchen mit unverständlichen Sprechblasen, die ihm ein Siebenjähriger geschickt habe, erklärt Bänz Friedli. Er hortet Abertausende Zuschriften auf seine Hausmann-Anekdoten, alle beantwortet. Mit seinen authentischen Erfahrungen berührte er die Hausfrauen: Sie fühlten sich aufgewertet, wenn ein gescheiter Mann ihre undankbare Arbeit leistete. Und halfen ihm gerne mit Rat, etwa für das Falten von Fixleintüchern oder das Gelingen ‹einer Züpfe›. Die Briefe zu letzterem Thema allein füllen anderthalb Bundesordner. Doch die lustigen Müsterchen aus dem Familienalltag begannen sich zu gleichen. Bänz Friedli, von Haus aus Musikjournalist, mochte nicht mehr der Hausmann der Nation sein. (Auch wenn er daheim immer noch hauptverantwortlich ist für die Hausarbeit, trotz seiner vielen Lesungen und Kabarettauftritte.)
Zunehmend wollte er auch seine beiden heranwachsenden Kinder schonen, die ihm gutwillig Erzählstoff lieferten. ‹Allzu Privates habe ich aber nie preisgegeben, auch von mir selber nicht›, betont der Autor. ‹Die schönsten Geschichten mussten ungeschrieben bleiben.› So äussert sich Bänz Friedli jetzt im ‹Migros-Magazin›
zu vielfältigeren Themen. Und freut sich, dass er mehr hässige Reaktionen bekommt: ‹Zu lange war ich bloss ein Netter.› Das bleibt er trotzdem. Denn hinter seinem selbstironischen Witz stecken ernsthafte Plädoyers: für ein Lächeln über menschliche Schwächen, Anerkennung für missachtete Arbeit, mehr Wertschätzung heutiger Jugendlicher.
Bewundernswert ist auch seine unauffällige stilistische Brillanz: Wer je versucht hat, eine Kolumne zu schreiben, kennt die Schwierigkeit der pointierten Kurzform.» Marie-Louise Zimmermann

20 Minuten, 16. 6. 2015

«Ob es nun darum geht, auf welche Art das Toilettenpapier aufgehängt wird oder warum die Fussballschuhe der Tochter nach Katzenpisse riechen, der Hausmann schreckt vor keiner Herausforderung zurück. Er ist robust, vielseitig einsetzbar und kommt normalerweise ohne Ratgeberliteratur aus. Das, was der Hausmann erlebt, ist nichts anderes als die Sensation des Alltags.
Der ansonsten als Kabarettist und Musikjournalist tätige Bänz Friedli ist in seinen Kolumnen ein genauer Betrachter und getreuer Chronist dieses Alltags, eines Alltags, der selbstverständlich auch nervtötend sein kann. Friedli schreibt authentisch, uneitel und höchst unterhaltsam. Er zeigt aber auch ganz seriös das Modell ‹Hausmann› auf als Lösung familiärer und gesellschaftlicher Probleme. Und Friedli ist auch ein Wort- und Sprachsammler, ob es nun um verschwundene Schimpfwörter, Werbeslogans oder die grossartige Kreativität der Jugendsprache geht.
Mit diesem Buch hat man nicht nur Unterhaltung für so manche blaue Stunde, sondern auch ein Lexikon verschwundener oder erst entstehender Sprachen.» Wolfgang Bortlik

NZZ am Sonntag, 7. 6. 2015

«Grandios!»

Tagblatt der Stadt Zürich, 22. 7. 2015

«Längst ist Bänz Friedlis Kolumne im ‹Migros-Magazin› legendär. Nun sind die gesammelten ‹Hausmann›-Kolumnen der letzten fünf Jahre in einem Band erschienen. Denn diese geistreich-witzigen Geschichten liest man nicht nur einmal, sondern gerne immer wieder. Wie Friedlis Erzählungen so beginnen: ‹Hesch Ufzgi?›, fragt er zum Beispiel seinen Sohn Hans. Und löst damit Kaskaden von Zweifeln und Erinnerungen aus. Am Ende steht ein Moment des Glücks. So sind die Kolumnen: changierend zwischen Schwermut und Ausgelassenheit – und dann oft so lustig, dass der Leser laut lacht, wenn er sich darin wiedererkennt. Sich und den eigenen widrigen Alltag, die Neurosen und Ängste, die Fragen, die sie bewegen. Friedli hat die Antworten.» Isabella Seemann