Die Presse über «Und er fährt nie weg»

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NZZ, 10. 6. 2016

«Die besten Geschichten schreibt das Zugabteil.» Katja Baigger

orte, Schweizer Literaturzeitschrift, Nummer 186, Mai 2016

«Noch einmal Eisenbahn fahren: Das Zugabteil ist seit Jahren Hauptschauplatz von Bänz Friedlis Kolumnen. Der kleine, feine Band vereinigt unveröffentlichte und publizierte Texte der letzten Jahre. Schweizer Alltag, haargenau beobachtet, hautnah bei den Ereignissen, nie herablassend – mitfühlend.» Bernhard Giger

Obwaldner Zeitung/Neue Luzerner Zeitung, 27. 1. 2016, PDF

«Wo ist man wohl, wenn man an einem einzigen Abend erfährt, wie der CVP-Präsident Christophe Darbellay beim Telefonieren in der Eisenbahn zum Narziss werden kann, und dass es die Schwarzwurzel ist, die die Rangliste der für Furztöne und -düfte verantwortlichen Gemüse anführt? Wo, wenn nicht bei einer Lesung von Bänz Friedli? Der 50-jährige Schweizer Kabarettist, Kolumnist und Sprachkünstler verstand es auch diesmal wieder, sein Publikum in Sarnen über eine Stunde nonstop in Atem zu halten. Warum so etwas dem vielseitig begabten Berner immer und immer wieder gelingt, sagt keiner besser als Peter Bichsel im Vorwort zum neuen Buch von Bänz Friedli ‹Und er fährt nie weg – Eisenbahngeschichten›. Bichsel stellt da nämlich fest: ‹Ich staune immer wieder, wie selbstverständlich Bänz Friedli das tut: er stellt sich hin und erzählt. Sein Erzählen ist gradlinig und ohne Schnörkel, seine Pointen sind nicht konstruiert, nicht er selber macht sie, sondern seine Erzählung.›
Wenn er aus der Eisenbahn plaudert, outet Friedli sich als hervorragender Beobachter und meist absolut stiller und geheimer Zuhörer. Seine grosse Kunst ist es dann, unscheinbare, oft kleinste Begebenheiten auch sprachlich – kabarettistisch und parodistisch eben – auf den Punkt zu bringen. Dabei schlüpft er in unterschiedlichste Rollen, sein Vortrag ist höchst unterhaltsam.
Vor allem bleibt der Autor stets authentisch und auf eine witzige Art ‹alltagsphilosophisch›. Friedli lacht auch oft und gerne über sich selber: etwa, wenn er plötzlich feststellt, dass schweisselnde, ungepflegte Skifahrer, die im Zug Schuhe und Hosen ausziehen und die er am liebsten zum Teufel wünscht, die Probleme im Vektorenrechnen, die sein Töchterchen Anna Luna hat, weit besser lösen können als er selber.» Romano Cuonz

Freiburger Nachrichten, 21. 12. 2015

«Friedli ist ein virtuoser Erzähler, sein neues Buch ist vielversprechend und kurzweilig – eine ideale Reiselektüre.» af

SRF3, Buchtipp, 29. 10. 2015

«Bänz Friedli ist ein virtuoser Erzähler, und die besten Geschichten liegen auf der Strasse. Besser: im Zug. Sein neues Buch ist vielversprechend und kurzweilig. Unbedingt lesen – auf die Gefahr hin, dass ihr vergesst auszusteigen.
Kein geringerer als Peter Bichsel hat ein Vorwort für Bänz Friedli geschrieben. Und Bichsel, der Altmeister der kleinen Form, bemerkt im Vorwort: ‹Ich staune immer wieder, wie selbstverständlich Bänz Friedli das tut: Er stellt sich hin und erzählt. Sein Erzählen ist geradlinig und ohne Schnörkel, seine Pointen sind nicht konstruiert, nicht er selbst macht sie, sondern seine Erzählung, seine Pointen sind nicht einfach witzig, sondern folgerichtig und deshalb nicht eitel.› Mal rotzfrech, mal versonnen, breitet der Fahrtenschreiber Friedli ein Universum an Gefühlen aus.
Meine Lektüreempfehlung: Das Buch unbedingt unterwegs lesen. Wie ich während meiner Umwege von Urdorf über Schlieren nach Zürich, wegen Gleisbauarbeiten. Und dazu: Bänz Friedlis Playlist mit den Songs, die ihn beim Schreiben der Geschichten begleitet haben. Da findet man wunderbare Perlen. Was will man mehr: Geschichten & Musik! Und Achtung: Man kann Gefahr laufen, nicht rechtzeitig auszusteigen, aber hey, das lohnt sich sehr bei diesem Buch!» Nora Zukker

kulturtipp, 3. 9. 2015

«Es ist mein Schicksal, Tag und Nacht mit diesem Friedli zusammen zu sein», Interview

Streifzug, 31. 8. 2015

«In diesem Buch widmet sich der begnadete Erzähler Friedli seiner ersten Liebe, der Eisenbahn, und schreibt über Stellwerk- und andere Störungen.»

Berner Zeitung, Berner Oberländer, Thuner Tagblatt, 20. 8. 2015

«Er ist wahrscheinlich der meistgelesene Schreiber unseres Landes: Bänz Friedli publizierte fünf Jahre lang Kolumnen in ‹20 Minuten›; seit einem Jahrzehnt beliefert er damit das Wochenmagazin der Migros, seit fünf Jahren die BLS-Zeitschrift: Gratisblätter mit Riesenauflagen. Eine Auswahl von Friedlis Texten ist nun nachzulesen in zwei Büchern des Knapp-Verlags: ‹Und er fährt nie weg› erzählt vorwiegend von lästigen Mitpassagieren in öffentlichen Verkehrsmitteln, etwa den Dauerquasslern in Managerzürienglisch oder Jugodeutsch, aber auch von rührenden alten Ehepaaren. ‹Es gibt Tage, da sind alle Menschen blau und sprechen Chinesisch› versammelt die ‹Hausmann›-Kolumnen 2011–2015. Der Titel stamme von einer Zeichnung blauer Männchen mit unverständlichen Sprechblasen, die ihm ein Siebenjähriger geschickt habe, erklärt Bänz Friedli. Er hortet Abertausende Zuschriften auf seine Hausmann-Anekdoten, alle beantwortet. Mit seinen authentischen Erfahrungen berührte er die Hausfrauen: Sie fühlten sich aufgewertet, wenn ein gescheiter Mann ihre undankbare Arbeit leistete. Und halfen ihm gerne mit Rat, etwa für das Falten von Fixleintüchern oder das Gelingen ‹einer Züpfe›. Die Briefe zu letzterem Thema allein füllen anderthalb Bundesordner. Doch die lustigen Müsterchen aus dem Familienalltag begannen sich zu gleichen. Bänz Friedli, von Haus aus Musikjournalist, mochte nicht mehr der Hausmann der Nation sein. (Auch wenn er daheim immer noch hauptverantwortlich ist für die Hausarbeit, trotz seiner vielen Lesungen und Kabarettauftritte.)
Zunehmend wollte er auch seine beiden heranwachsenden Kinder schonen, die ihm gutwillig Erzählstoff lieferten. ‹Allzu Privates habe ich aber nie preisgegeben, auch von mir selber nicht›, betont der Autor. ‹Die schönsten Geschichten mussten ungeschrieben bleiben.› So äussert sich Bänz Friedli jetzt im ‹Migros-Magazin›
zu vielfältigeren Themen. Und freut sich, dass er mehr hässige Reaktionen bekommt: ‹Zu lange war ich bloss ein Netter.› Das bleibt er trotzdem. Denn hinter seinem selbstironischen Witz stecken ernsthafte Plädoyers: für ein Lächeln über menschliche Schwächen, Anerkennung für missachtete Arbeit, mehr Wertschätzung heutiger Jugendlicher.
Bewundernswert ist auch seine unauffällige stilistische Brillanz: Wer je versucht hat, eine Kolumne zu schreiben, kennt die Schwierigkeit der pointierten Kurzform.» Marie-Louise Zimmermann

Bieler Tagblatt und Schweizer Feuilleton-Dienst, 15. 8. 2015

«Es ist das Jahr des Bänz Friedli: Erst erhielt er den Kabarettpreis Salzburger Stier, dann kamen seine gesammelten Hausmann-Kolumnen heraus und jetzt werden in ‹Und er fährt nie weg› seine Zugs-Kolumnen nachgeliefert – alte und einige unveröffentlichte, mit einem Vorwort von Peter Bichsel.
Das ist natürlich kein Zufall, denn als Kolumnist ist der Berner augenscheinlich bei Bichsel zur Schule gegangen. In einigen seiner Stücklein – speziell dem ersten, das dem Bändchen den Titel gegeben hat – gelingt ihm so etwas wie eine metaphysische Unterkellerung der Geschichte. Das erste Stück bildet zusammen mit dem letzten des Bandes eine thematische Klammer – ein schöner Einfall. Meist verzichtet der Autor aber auf Volten und bleibt im Faktischen. Dabei geht es oft um Mitreisende, die ihn aufregen: Rentner, die zur Stosszeit Trams und Pendlerzüge verstopfen, obwohl sie doch den ganzen Tag Zeit hätten, um zu reisen; Menschen, die Geruchssinn und Gehör belasten; Bettler, die nicht mehr wie früher einen Stutz sondern neu zehn Franken verlangen; Jugendliche, die mit ‹ehh Monn› penetrant ihre Herkunft signalisieren.
Bänz Friedli ist dabei erfrischend unverblümt bis an die Grenze des politisch Unkorrekten. Das verzeiht man ihm aber gern, da er sich selber nicht ausnimmt. Wer ist der Kerl, der mit viel zu viel Eau de toilette die Luft verpestet? Oops, das bin ja ich. Und wer teilt, ohne es zu merken, mit seinem ausladenden Rucksack allen Umstehenden Watschen aus? Aua, der Autor selber. Friedli verheimlicht auch nicht, dass er nach 30 Jahren Erfahrung im öffentlichen Verkehr noch immer nicht die hohe Kunst des korrekten Ein-, Aus- und Umsteigens beherrscht – und deshalb gelegentlich mit teuren Taxifahrten einen erklecklichen Teil seiner Vortragshonorare verschleudert, um überhaupt rechtzeitig an den Veranstaltungsort zu gelangen.» Irene Widmer

Der Bund, 7. 8. 2015

«Eine ideale Reiselektüre, diese Ministorys aus dem Alltag von einem, der viel unterwegs ist und dabei nichts lieber tut, als seine unmittelbare Umwelt zu beobachten. Für sein Bahnbüchlein hat Friedli ein paar Highlights aus der Pendlerzeit herausgegriffen und mit neuen Geschichten ergänzt. Und er lässt keinen aus, weder den müffelnden Trainerjackenträger noch den geschniegelten Wichtigtuer oder die stillende Hippiemutter und den lautstark pädagogischen Mustervater, lauter bekannte Kreaturen, die den Mikrokosmos der Züge bevölkern, den Friedli so gekonnt seziert. Und so sehr er sich manchmal über befremdliches Gebaren aufregt – so häufig landet er bei sich, bei seinen eigenen Unzulänglichkeiten. Keine Abgeklärtheit glättet allerdings seine launigen Alltagsbeobachtungen, die dort am prächtigsten sind, wenn sie die vertrauten Zugerfahrungen hinter sich lassen und Neuland entern. Zum Beispiel wenn Friedli über die geheimnisvolle rote Frau, die sich viel zu früh zum Aussteigen bereit macht, sinniert oder über das unscheinbare Olten. Und die allerschönste Story ist gar eine, die sich nicht in irdischen, sondern in himmlische Gefilden abspielt. 
Denn nicht weniger stark als die Moral in Friedlis Geschichten ist die Wehmut – wird einem die Vergänglichkeit selten so unausweichlich vor Augen geführt wie unterwegs.» Brigitta Niederhauser